Über

Ein Jahr irgendwo südlich vom Ende der Welt: Concordia wird nicht umsonst liebevoll der Weiße Mars genannt. Hunderte Kilometer weit umgibt uns die weiße Wüste des antarktischen Hochplateaus, ewige Horizonte soweit das Auge reicht, die nächsten Lebewesen mindestens 600 Kilometer entfernt (dreizehn Russen in der Forschungsstation Vostok), der niedrige Sauerstoffgehalt in der Luft (dank der geringeren Ausdehung der Troposphäre fühlen sich unsere 3200m hier an wie 3800m in europäischen Breitengraden), die extrem niedrige Luftfeuchtigkeit (die das Leben hier unnötigerweise noch ungemütlicher macht), die monatelange Dunkelheit, die Isolation der vergleichsweise kleinen Crew, die lebensfeindliche Umwelt, die uns umgibt – all dies macht unsere Erfahrung hier zu dem besten Analogon, das auf der Erde existiert, zu einer Basis auf einem fremden Planeten. Beinahe perfekte Konditionen also, um einen Aufenthalt auf einer Marsbasis zu simulieren und die menschliche Adaptation an eine solche Umgebung zu erforschen. ESA schickt jedes Jahr einen Arzt oder eine Ärztin hier herunter, um diese Forschungen auszuführen – und dieses Jahr, die 14. Überwinterung auf Dome C, bin ich diese Ärztin. Zwölf weitere Abenteurer sind meine Crew. Concordia ist unsere Raumstation, und das antarktische Hochplateau unser weißer Mars.

Carmen Possnig, Concordia Station, Februar 2018

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Concordia, Blick vom American Tower, Foto C. Possnig, © ESA/IPEV